Brandgefährlich

 

Artikel von Manfred Meier, RCIT Deutschland, 20.06.2017, www.diekommunisten.net

 

In den letzten Jahren haben sich Mieter in Berlin, in Dortmund, Bochum, Witten, Kassel usw. gegen sogenannte „energetische Sanierungen“ durch Vermieter, insbesondere große Wohnungsbaugesellschaften wie die Vonovia (ehemals Deutsche Annington) gewehrt.

 

Am Wochenende haben Mieter im Frankfurter Gallus-Viertel gegen die „Modernisierungen“ und Mieterhöhungen demonstriert.

 

Die Vonovia hat vor kurzem auch die österreichische Immobilienfirma Conwert geschluckt und hat 2016 ihre Gewinne erheblich vergrößert. In ihrem Besitz sind weit über 350.000 Wohnungen.

 

Die „Energetische Sanierung“ wird vom Bund gefördert, was aber viel wichtiger für die Hausbesitzer ist: Sie können nach einer Sanierung die Miete erhöhen, weit hinaus über die versprochenen Energieeinsparungskosten.

 

In Deutschland wurden Mllionen Quadratkilometer Dämmplatten verbaut, meist aus dem Werkstoff Polystrol, einem erdölbasiertem Produkt. Das Ganze soll den Wärmeabfluss aus Wohngebäuden stoppen und wird für Hausbesitzer mit Milliardensummen gefördert. Nach solchen „energetischen Sanierungen“ nutzen das die Hausbesitzer oftmals dafür, die Mieten erheblich zu erhöhen, nämlich zwischen 10 und 30 Prozent und oftmals sogar noch mehr.

 

Neben anderen bedenklichen Nebeneffekten (Schimmel etc.) sind die Polystrol-Dämmungsmaterialien auch brandgefährlich, werden aber aus Kostengründen anderen, nichtbrennbaren Materialien vorgezogen. Zudem erlauben die geltenden Brandschutzbestimmungen  die Verwendung brennbarer Materialien bei Dämmungen und Außenverkleidungen bis zu einer Höhe von 22 Metern. Darüberhinaus müssen Trennzonen eingebaut werden. Ob die wirklich ein Hindernis beim Brand hoher Gebäude darstellen, ist umstritten.

 

Deutschlands größter Wohnbaukonzern, die Vonovia, hat viele ihrer Mietshäuser einer „energetischen Sanierung“ unterzogen. In den Vonovia-Mietshäusern haben dann auch die Mieten ziemlich kräftig angezogen. Viele MieterInnen werden aus ihren Wohnungen verdrängt, weil sie die Mieten nicht mehr zahlen können. Insbesondere Hartz IV Empfänger und RentnerInnen trifft es, sowie MigrantInnen und alleinerziehende Mütter.

 

 

 

Kensington zeigt uns die Konsequenzen

 

 

 

Der Brand in Kensington hat die Debatte auch in Deutschland neu entfacht. Die Materialien, die zur Wärmedämmung verwendet werden, wirken wie Brandbeschleuniger. Nichtbrennbare Materialien (Steinwolle, usw.) sind den Hausbesitzern zu teuer.

 

Dabei hat es auch in Deutschland schon Brände gegeben, wo die Isoliermaterialien den Brand verstärkt haben. So in Delmenhorst in der Nähe Bremens, wo gleich sechs Wohnhäuser in Flammen aufgingen.

 

Die Mieterbünde als Massenorganisation der MieterInnen, sind fest in sozialdemokratischer Hand. In ihrer Politik stellen sie die herrschenden Eigentumsverhältnisse nicht in Frage. Entsprechend lasch fällt ihr Widerstand gegen die Hausbesitzer aus. Trotzdem können sie Sammelbecken des Widerstandes werden, wenn sich die Miglieder an der Basis selbst organisieren, wie das auch schon vermehrt passiert.

 

Revolutionäre Kommunisten müssen die Überführung/Rückführung der Wohnungen in kommunalen Besitz, Arbeiterkontrolle der großen Wohnungsbaugesellschaften, Enteignung von Immobilienfirmen und vieles mehr fordern.

 

Dazu müssen große Wohnungsbauprogramme gefördert werden, die von kommunalen und öffentlichen Trägern verwaltet und von den MieterInnen kontrolliert werden.

 

Mieten sind ein Teil der Reproduktionskosten, Mietsteigerungen müssen durch Erhöhung der Löhne nach einer gesellschaftlich beschlossenen festgelegten Skala der Löhne ausglichen werden. Die Höhe der Mieten muss von Kontrollkomitees der ArbeiterInnenbewegung permanent kontrolliert und gegebenenfalls reduziert werden um Mietwucher jeglicher Art auszuschließen.

 

Mieterräte müssen die Einhaltung von Sicherheits- und Brandschutzbestimmungen überwachen und durchsetzen und verbessern, in Zusammenarbeit mit den Bauarbeitern und den Beschäftigten der Feuerwehren.

 

Die Ereignisse von Kensington werden die MieterInnen entgültig aufrütteln. Damit Sie von den Vermietern und den Behörden wahrgenommen werden als gesellschaftliche Kraft, müssen sie auch zu radikalen Aktionen greifen, wie die MieterInnen in Kensington, die am 17.6. ihr Rathaus gestürmt haben. Auch die Besetzung leerstehenden Wohnraums kann eine Methode des Kampfes sein.

 

Letztlich gilt es von der Tragödie in Kensington zu lernen, die unzählige ArbeiterInnen und Arme in den Tod stürzte um die Kosten für den Hausbesitzer beziehungsweise den der Verwaltungsgenossenschaft niedrig zu halten. So etwas darf sich nicht wiederholen, weder in Britannien noch in Deutschland oder sonstwo.

 

Zum Thema siehe auch: Artikel zum Greenfell-Tower-Feuer